Düsseldorf. Warum sich Trainer Daniel Thioune so sehr auf die Begegnung von Fortuna Düsseldorf bei den Knappen vor 60.000 Zuschauern freut

Es gab Zeiten, da zählte der FC Schalke 04 zu den Spitzenklubs in der Fußball-Bundesliga und Fortuna Düsseldorf war damals ein eher perspektivloser Dauergast in der 2. Fußball-Bundesliga. Die Knappen gehörten auch - zumindest vor Beginn der laufenden Saison - zu den Teams, denen beste Chancen eingeräumt wurden, in dieser Spielzeit den Sprung ins Fußball-Oberhaus (wieder) zu schaffen. Die Verhältnisse haben sich inzwischen gewandelt. Schalke 04 hat zwar aktuell einen Vorsprung auf die Abstiegsplätze in der 2. Bundesliga herausspielen können. Aber zur Platzierung und zu den Aufstiegshoffnungen von Liga-Konkurrent Fortuna Düsseldorf fehlen inzwischen doch fast 20 Punkte. Am Samstag treffen die beiden Klubs in der Schalke-Arena aufeinander - mit unterschiedlichen Vorzeichen und Zielen.

„Ein solches Abendspiel auf Schalke ist für mich wie Bundesliga“, erklärt Daniel Thioune. Der Trainer der Fortuna ordnet auch Begegnungen wie im Olympiastadion von Berlin, im Volksparkstadion oder das Pokalspiel beim neuen deutschen Meister Bayer Leverkusen in die Reihe der Spiele ein, die sich so anfühlen, als würde seine Mannschaft bereits in der höchsten deutschen Spielklasse auftreten. Dass knapp 60.000 Zuschauer in der Arena am Samstagabend für die Knappen schreien werden, würde schon etwas mit den Spielern des Gegners machen, da ist sich Thioune sicher. Allerdings glaubt er auch, dass seine Mannschaft inzwischen so gefestigt ist, dass sie diese Stimmung zwar spüren werden, aber einerseits auch auf die Unterstützung durch ihre Fans hoffen dürfen und andererseits auch eine Spielform in den vergangenen zehn Begegnungen gefunden haben, die es dem Gegner schwer machen dürfte, Tore gegen Fortuna zu erzielen.

Kompliment für die eigene Mannschaft, obwohl der Gegner in einigen Bereichen besser war

Daher wollen sich der Trainer und die Spieler des aktuellen Tabellendritten der 2. Liga nicht übermäßig mit dem bisherigen Weg und dem Abschneiden des Gegners beschäftigen. „Wir schauen weiterhin nur auf uns selbst und verfolgen unseren Weg“, sagt Daniel Thioune, der natürlich genau weiß, wie sich die Tabelle darstellt. „Aber auf die Ergebnisse der anderen Mannschaften haben wir keinen Einfluss. Wir schauen, dass wir selbst erfolgreich sind.“ Das habe man jetzt ein ganzes Jahr ausblenden können, und man werde jetzt nicht deshalb anfangen, darüber zu stolpern. Mit diesem Konzept ist die Fortuna also zuletzt auch sehr erfolgreich gefahren und hat bekanntlich einen Klubrekord aufgestellt - sechs Siege in Folge bei inzwischen zehn Spielen ohne Niederlage.

Somit erscheint es schon fast wie eine Majestätsbeleidigung, wenn danach gefragt wird, welche Schwächen es im Spiel von Fortuna Düsseldorf noch gibt. Denn spielerisch überzeugend war der Erfolg am vergangenen Samstag gegen Greuther Fürth nicht unbedingt. Es ist aber für Daniel Thioune nicht schwer, entsprechende Antworten zu finden. Zunächst äußert er ein Lob für den Gegner, der spielerisch und taktisch seiner Mannschaft alles abverlangt habe. Die mehr gelaufenen Kilometer des Gegners, der größere Anteil am Ballbesitz und die bessere Zweikampfbilanz der Franken im Spiel gegen die Düsseldorfer geben dem Trainer da auch recht. Daher ist Daniel Thioune auch sehr stolz auf sein Team, dass erfolgreich Widerstand geleistet hätte. Und es ist ein deutliches Zeichen für eine Spitzenmannschaft, dass sie Geduld bewiesen hat und zudem den einen einzigen Fehler des Gegners zum Sieg genutzt habe.

„Für das Schalke-Spiel müssen wir die Birne frei haben“

Ganz zufrieden war Thioune mit dem Auftritt seines Teams dennoch nicht. Aber auf diesem Niveau Fehler und Schwächen anzusprechen und einzuordnen, ist nicht so einfach. „Was wünscht man sich als Trainer?“, fragt Thioune auch daher. „Mehr Ballbesitz, mehr Torchancen, mehr Spielkontrolle und weniger Möglichkeiten des Gegners wären da zu nennen.“ Aber das hohe Pressing des Gegners, eine hohe Intensität im Spiel und Profis, die mit dem Spielgerät sehr gut umgehen können, standen gegen Fürth auf der anderen Seite. „So bin ich sehr, sehr zufrieden mit meinem Team.“ Die Erleichterung über den Erfolg war daher fast größer als die Freude über die drei Punkte. Im Vorfeld sei der Blick viel eher auf die anderen Plätze gegangen, weil viele Experten und Fans angenommen hatten, das Spiel der Fortuna wäre ein Selbstläufer. „Deshalb habe ich den Hut gezogen vor der Leistung meiner Mannschaft.“ Auf Schalke würde sich Fortunas Trainer freuen, wenn die Mannschaft das Pressing besser überspielen würde, andere Lösungen findet, um die Anspielbarkeit zu erhöhen und mehr Torchancen herausspielen könnte. Defensiv müsse seine Mannschaft noch mehr auf Schnittstellen-Pässe aufpassen. „Aber insgesamt gab es nicht so viel zu meckern, wenn man 1:0 gegen starke Fürther gewinnt.“

Eine großartige Nachbereitung des Fürth-Spiels habe es dann auch nicht mehr gegeben. „Wir brauchen jetzt eine freie Birne, um uns auf den nächsten Gegner vorzubereiten“, sagt Thioune. Diese intensive Vorbereitung auf das Schalke-Spiel sieht so aus, dass der Trainer sich für die Videoanalyse die starken Auftritte der Gelsenkirchener heraussuchen wird. Da bietet sich das Spiel gegen den FC St. Pauli geradezu an, meint Thioune. „Bei diesem 3:1-Erfolg waren die Schalker sehr dominant, und das werde ich meinen Spielern vorführen“, sagt er. Ein Unterschätzen kommt daher gar nicht in Frage - trotz des Tabellenstandes. „Wenn die Schalker an diese Leistung beim Erfolg gegen Pauli herankommen, wird es sehr schwer für uns. Aber wenn wir an unser Leistungslimit herankommen, wird es auch für den Gegner schwer.“