Wesel/Kleve. Pro Homine aus Wesel und die KKLE aus Kleve wollen sich zusammenschließen, die Verhandlungen laufen seit Jahren. Doch es gibt weiterhin Probleme.

Kommt die große Krankenhaus-Fusion am Niederrhein – oder nicht? Seit mehr als anderthalb Jahren laufen nun die intensiven Gespräche zwischen den Krankenhausbetreibern Pro Homine aus Wesel und der Katholischen Karl-Leisner-Trägergesellschaft (KKLE) in Kleve. Das Ziel: Der Zusammenschluss der beiden Unternehmen zu einem echten Gesundheitsriesen in der Region mit mehr als 6000 Beschäftigten und zahlreichen medizinischen Einrichtungen. Doch mehr als Wasserstandsmeldungen waren von den beiden Gesprächspartnern in der Öffentlichkeit bisher nicht zu hören, eine Einigung gibt es bislang nicht.

Nun hat sich die Pro Homine mit Sitz in Wesel mal wieder zu Wort gemeldet. Und es stellt sich angesichts der Verzögerungen mittlerweile die Frage, ob es überhaupt noch zu dem groß angekündigten Zusammenschluss kommt. Die Entscheidung über eine Fusion der beiden Häuser zu einem Verbund von Krankenhäusern und Senioreneinrichtungen stehe weiterhin aus, heißt es in der Pressemitteilung der Weseler. „Während der Aufsichtsrat der Pro Homine zu der Überzeugung gelangt ist, dass der Zusammenschluss entscheidungsreif ist, sieht sich der Aufsichtsrat der Karl-Leisner-Trägergesellschaft aktuell nicht dazu in der Lage, einen Beschluss zu fassen“, so der Wortlaut weiter. Grund dafür seien rechtliche Fragen, die aus Sicht der KKLE vor einer Fusion abschließend geklärt werden müssten. Solange das nicht passiert, könne keine Entscheidung fallen.

Krankenhausfusion am Niederrhein: Gespräche sollen weitergehen

„Die Fusion ist nicht abgesagt. Wir sind offen für weitere Gespräche, und wir stehen klar zu unseren Positionen“, betont Stefan Sühling, Aufsichtsratsvorsitzender der Pro Homine. Auf weitere Details wird in der Mitteilung nicht eingegangen. Dass es weiterhin Verzögerungen und ungeklärte Fragen beim angestrebten Zusammenschluss gibt, hatte sich aber bereits in der vergangenen Woche angedeutet. Denn eigentlich sollte die Ratspolitik in Emmerich, wo die Pro Homine das Willibrord-Spital betreibt, in einer Sondersitzung über den aktuellen Stand der Verhandlungen informiert werden. Diese Sitzung wurde jedoch kurzfristig verschoben – auf Wunsch der beiden Krankenhausbetreiber. Der Grund: Es seien noch rechtliche Fragen zu klären.

Auf Nachfrage der NRZ reagierte am Donnerstag die KKLE auf den öffentlichen Vorstoß der Pro Homine. Die Gespräche zwischen den beiden Parteien dauerten an, hieß es in einer Stellungnahme. „Trotz intensiver Gespräche konnten die Gremien der KKLE eine positive Fusionsentscheidung bisher noch nicht treffen“, so der Krankenhausbetreiber aus Kleve, der als Gründe ebenfalls ungeklärte wirtschaftliche und rechtliche Fragen anführte. Eine Fusion sei aus Sicht der KKLE weiterhin möglich. Ziel sei immer noch die gemeinsame Gründung eines Verbundes katholischer Kliniken und Senioreneinrichtungen am Niederrhein. „So sollen die Gesundheitsangebote in der Region auf höchstem Niveau gesichert werden“, teilt das Unternehmen weiter mit.

Das sind die Unternehmen

Der neue Verbund wäre ein echter Riese in der Region: Zur Pro Homine gehören unter anderem das Marien-Hospital in Wesel und das St.-Willibrord-Spital Emmerich, neun Senioreneinrichtungen in Wesel, Emmerich, Voerde und Rees sowie ein medizinisches Versorgungszentrum mit Standorten in Wesel, Xanten und Rees. Das Unternehmen beschäftigt rund 3000 Mitarbeiter. Noch etwas größer ist die Katholische Karl-Leisner-Trägergesellschaft mit 3500 Beschäftigen, zum Verbund gehören das Katholische Karl-Leisner-Klinikum mit seinen vier Standorten St.-Antonius-Hospital Kleve, Wilhelm-Anton-Hospital Goch, Marienhospital Kevelaer und St.-Nikolaus-Hospital Kalkar sowie zwei medizinische Versorgungszentren.

Damit geht diese scheinbar endlose Geschichte offenbar weiter. Bereits im Sommer 2022 hatten Pro Homine und KKLE ihre offiziellen Fusionsgespräche aufgenommen. Schon damals waren die Überlegungen des Zusammenschlusses nicht neu. Bereits im Frühjahr 2015 hatten die beiden Verbünde erstmals mitgeteilt, dass „eine Intensivierung der bestehenden Zusammenarbeit und ein möglicher Zusammenschluss geprüft würde“. Regelmäßig gab es in den Jahren darauf Gespräche, die aber auch immer wieder mal pausierten. Im Sommer 2022 hieß es dann, dass die Fusion eigentlich bis Anfang 2023 in trockenen Tüchern sein sollte.

Nun klappt es also frühestens im Jahr 2024, wenn überhaupt. Laut der Mitteilung von Pro Homine geht es bei der Entscheidungsfindung nicht nur um „komplexe wirtschaftliche und rechtliche Überlegungen“, sondern auch um die Vorgaben durch die angekündigte Krankenhausreform des Bundes und die Krankenhausplanung in Nordrhein-Westfalen. Insbesondere zur vom Bund geplanten Reform gebe es bis heute keine verbindlichen Richtlinien aus der Politik, und auch das Land habe sich noch nicht abschließend dazu geäußert, welche Veränderungen sich durch die Krankenhausplanung in der Region ergeben. Im Kern geht es bei der Reform darum, dass sich die Krankenhäuser künftig stärker spezialisieren sollen und nicht mehr alles anbieten. Der bisherige Wettbewerb soll nach den Wünschen der Landesregierung ersetzt werden durch die bestmögliche Versorgung der Bürger in 16 sogenannten Versorgungsgebieten – die Kreise Wesel und Kleve bilden mit Duisburg ein solches Gebiet.