Oberhausen/Bottrop. Verdi hat bei der Schwarz-Gruppe zum Streik an Gründonnerstag, einem der umsatzstärksten Tage des Jahres, aufgerufen. Diese Auswirkungen gibt es.

Die Dekoration im „Bero-Zentrum“, einem Einkaufszentrum in unmittelbarer Nähe zum Oberhausener Hauptbahnhof, weist daraufhin, welche festlichen Tage bevorstehen: Pflanzeninseln sind dekoriert mit dutzenden Figuren, zu Hasen und Lämmern haben sich überdimensionierte Bienen gesellt, obligatorische bunte Eier dürfen nicht fehlen. Der Einkaufstrubel, er ist in den Morgenstunden des Gründonnerstags, nach Angaben des Handelsverbands Deutschland (HDE) einem der umsatzstärksten Tage im Jahr, aber noch überschaubar.

Verdi hat unter dem Motto „Ostern steht vor der Tür, wir auch!“ zum Streik aufgerufen

Haben sich die Menschen bereits frühzeitig mit allen nötigen Lebensmitteln fürs Osterfest eingedeckt und somit abschrecken lassen von der Streikankündigung der Gewerkschaft Verdi? Unter dem Motto „Ostern steht vor der Tür, wir auch!“ soll die Schwarz-Gruppe (Kaufland und Lidl), der drittgrößte Lebensmittelhändler in Deutschland, mit Arbeitsniederlegungen an diesem Tag dazu bewegt werden, die festgefahrenen Verhandlungen in der aktuellen Tarifauseinandersetzung wieder in Gang zu bringen.

Im „Bero“, in dem es viele Geschäfte mit Fokus auf Dinge des täglichen Bedarfs gibt, sind vor der dortigen Kaufland-Filiale keine Streikposten zu finden. Die Regale wirken gut – möglicherweise sogar besser als sonst – gefüllt. Kartoffeln, Tomaten, Bananen oder Erdbeeren: Lücken lassen sich im Obst- und Gemüsesortiment nicht entdecken. Die in der Werbung angepriesenen Sonderangebote sind in reichlichen Mengen vorhanden, die übergroßen Schokoladentafeln eines Herstellers mit lilafarbener Verpackung stapeln sich in unzähligen Varianten.

Waren werden eingeräumt, die Theken sind besetzt

Beschäftigte wuseln umher, bewegen Paletten mit Kartons, sortieren Waren ein. Tatsächlich steht in den Gängen auffällig viel „Nachschub“, der darauf wartet, den richtigen Platz im Regal zu finden.

Fleisch-, Fisch- und Käsetheken sind mit Personal besetzt. Ein Pärchen, das gerade für die Ostertage einkauft, ist irritiert von der Frage des Reporters, ob sie etwas vom Streik merken. „Wir haben alles bekommen, was wir wollten“, lautet die Antwort. Ein älterer Herr wünscht einige Meter weiter einem ihm entgegenkommenden Kaufland-Mitarbeiter „Frohe Ostern“ und erhält ein „Danke, Ihnen auch“ zurück.

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Trubelig wird es im Kassenbereich. Die Schlange der Einkaufswagen wächst minütlich an. Ein Indikator dafür, dass viel zu tun ist für diejenigen, die sich nicht an der Arbeitsniederlegung beteiligt haben.

Schon vorab hieß es aus der in Neckarsulm gelegenen Unternehmenszentrale von Kaufland, dass alle Filialen regulär öffnen würden, „so dass die Kunden wie gewohnt ihre Einkäufe tätigen können“. Die Durchführung von Streikmaßnahmen sei eine legitime Möglichkeit für Arbeitnehmer, ihre Forderungen zum Ausdruck zu bringen, ergänzte die Kaufland-Unternehmenskommunikation. „Selbstverständlich respektieren wir die Teilnahme unserer Mitarbeiter an Streiks.“

Auch der Lachs ist im Lidl-Regal zu finden

Nur wenige Meter vom „Bero-Zentrum“ entfernt ist es in einer nahen Lidl-Filiale ausgesprochen ruhig. An Auswahl mangelt es in den Regalen nicht. Die per ganzseitiger Zeitungsannonce beworbenen Seelachsfilets lassen sich ebenso entdecken wie der Edel-Lachs. Die überschaubare Anzahl an Kunden kann sogar verkraften, dass bei einer Frau beim Bezahlvorgang zunächst die EC-Karte nicht auf Anhieb funktionieren möchte.

In Bottrop wurde demonstriert. Nach der Kundgebung auf dem Berliner Platz gab es einen Zug durch die Innenstadt.
In Bottrop wurde demonstriert. Nach der Kundgebung auf dem Berliner Platz gab es einen Zug durch die Innenstadt. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Einige Kilometer entfernt im benachbarten Bottrop ist der Arbeitskampf von Verdi an diesem Tag aber spürbarer. Auf dem Berliner Platz vor der Kaufland-Filiale hatte die Gewerkschaft zur Streikkundgebung geladen, mit anschließendem Protestzug über zentrale Straßen durch die Innenstadt. Die Polizei zählte rund 550 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Verdi fordert in der laufenden Tarifrunde eine Lohnsteigerung von mindestens 2,50 Euro die Stunde für die Beschäftigten im Einzelhandel und eine prozentuale Erhöhung der Gehälter im Groß- und Außenhandel von 13 Prozent, mindestens aber 450 Euro.