Kreis Wesel. Der Berufsschulcampus Moers ist noch nicht fertig, könnte aber schon zu klein sein. Der Kreis sucht bereits nach Alternativen.

Der Berufsschulcampus Moers wird immer mehr zum Paradebeispiel dafür, wie es nicht laufen sollte. Zuletzt wurde er noch einmal um rund 14 Millionen Euro teurer. Klar ist mittlerweile auch, dass die drei weiteren dort angesiedelten Berufskollegs in diesem Jahr nicht einziehen können. Bislang ist nur das Berufskolleg für Technik (BKT) komplett eingezogen. Und drittens könnte der riesige Komplex in Moers bereits zu klein sein, bevor er überhaupt fertig ist.

Im Schulausschuss des Kreises Wesel zeichnete sich ab, dass die Größe des Berufsschulcampus nicht mehr ausreichen dürfte, um die steigende Zahl an Schülerinnen und Schülern aufzunehmen. Der Schulleiter des Mercator-Berufskollegs, Christian Graak, sprach von „einer Welle, die sich durch das Bildungssystem schiebt“ und bezeichnete die Platzsuche als „eine Aufgabe, die nicht ganz so trivial zu lösen ist“.

Immobiliendezernentin Svenja Reinert sagte im Ausschuss, dass der Kreis sich bereits auf der Suche nach „Kapazitäten in unmittelbarer Nähe“ befinde. Die Suche beinhalte „Anmietungsmöglichkeiten und sonstige Lösungen“. Was die Frage aufwirft, welche der Schulen auf die Alternativen ausweichen soll. Zumal sich alle Berufskollegs auf den Umzug auf den Moerser Campus gefreut und vor allem: damit auch um neue Schülerinnen und Schüler geworben hatten. Nicht nur im Kreis Wesel, sondern am gesamten Niederrhein.

Schleppende Mängelbeseitigung sorgt für Frust

Die Freude über den potenziellen Einzug werde immer wieder enttäuscht, sagte etwa die Leiterin des Hermann-Gmeiner-Berufskollegs, Marlies Zimmermann-Schubert. Klar sei auch, dass man erst umziehen könne, wenn alles passe. Dass das nicht der Fall ist, dokumentierte die Schulleiterin des Berufskollegs für Technik (BKT), Heike Ritthoff. Seit dem Umzug in die neuen Gebäude i warte man noch immer auf Reparaturen. Mittlerweile habe man „500 offene Tickets“ für Mängelbeseitigungen verschiedener Art gestellt. Geschlossen würden dort seitens des Kreises aber nur drei Tickets pro Woche.

Neben der Beschilderung für die Feuerwehrzufahrt zählte Ritthoff den Blendschutz in Klassen auf, der nicht richtig funktioniere und den Unterricht am PC erschwere. Auch das Prallwändeproblem in der Turnhalle werde nicht gelöst. Die Umkleidesituation sei ebenfalls problematisch, so die Schulleiterin, die auch die Kreiskommunikation bemängelte. Man bekomme keine Rückmeldung, werde nicht informiert. „Wir haben den Eindruck, dass man selbst gezwungen ist, zu agieren, obwohl es nicht unsere Aufgabe ist.“ Die Situation sei belastend und ermüdend. Dennoch, so Ritthoff, sei man froh, „dass wir einziehen konnten“.

Svenja Reinert zeigte Verständnis. „Die Mängelliste macht uns nicht glücklich“, sagte die Dezernentin, bemerkte aber auch, dass „manche Dinge nicht so einfach zu lösen sind“. Vieles werde auch noch juristisch geklärt werden müssen, so Reinert, die damit zwischen den Zeilen erkennen ließ, wie kompliziert der gesamte Campus-Bau inzwischen geworden ist. Und das, obwohl man „bei 4500 Schülern eine Erwartungshaltung geweckt“ habe, sagte Richard Stanczyk von der SPD-Fraktion.

Ziel ist es, aus den Fehlern in Moers zu lernen

Wie der Kreis auf Anfrage mitteilt, befindet sich das Mängelmanagementprogramm in einer Testphase. Es ermögliche allen Beteiligten, Mängel oder Änderungswünsche zu melden. Das führe zu Doppeleinträgen und dazu, dass etwa Graffiti, die keine Baumängel sind, mit in die Statistik fließen. Man überarbeite das Programm derzeit.

Ähnliche Probleme wie in Moers sollen in Dinslaken und Wesel nach Möglichkeit vermieden werden. Auch dort werden bekanntlich die Berufskollegs neu gebaut beziehungsweise saniert. In Wesel läuft der Schulbetrieb währenddessen weiter. Bis 2030 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. In Dinslaken soll das Berufskolleg bis 2028 an der Wiesenstraße zentralisiert werden.