Kamp-Lintfort. SPD fordert Land auf, Förderprogramm aufzustocken. In Kamp-Lintfort sorgt noch ein weiteres Problem dafür, dass es keine Gratis-Milch mehr gibt.

  • EU-Schulmilchprogramm erreicht in NRW laut SPD zu wenig Kinder
  • Probleme bei der Auslieferung der Milchprodukte
  • SPD: Mehr Landesunterstützung hilft auch Landwirten

Kitas in Kamp-Lintfort gehen beim EU-Schulmilchprogramm in NRW oft leer aus. Sechs Kamp-Lintforter Kitas hatten sich in den vergangenen zwei Jahren auf das Programm beworben, vier von ihnen wurden gar nicht erst in das Programm aufgenommen. Bewilligt wurde die Förderung zwar für die Städtische Kita Wirbelwind und die Awo-Kita Altes Rathaus, beide Kindertagesstätten bekommen nun aber trotzdem keine Gratis-Milchprodukte mehr ins Haus. Grund dafür sind offenbar Lieferprobleme.

Ziel: Kostenlose Milch für möglichst viele Kinder

Die SPD-Landtagsfraktion hatte sich bezüglich des Förderprogrammes mit einer Anfrage an die NRW-Landesregierung gewandt. Bei der Förderung handelt es sich um ein EU-Schulprogramm, das sich an Kitas, Grund- und Förderschulen richtet. Ziel ist es, dass möglichst viele Kinder in den Bildungseinrichtungen kostenlos Milch erhalten.

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Dass nicht genügend Kitas von der Unterstützung profitieren, kritisiert der Kamp-Lintforter SPD-Landtagsabgeordnete René Schneider: „Die Fördermittel sind nicht ausreichend, um den Bedarf zu decken“, sagt Schneider und fordert: „Das Land NRW muss die Zuschüsse aufstocken und damit sowohl den Kindern als auch den heimischen Bauern helfen.“

Trotz Bemühungen keinen Anbieter für die Lieferung gefunden

Die Gratis-Milchprodukte für die über 100 Kita-Kinder an der Vinnstraße seien in der Vergangenheit eine sinnvolle Förderung gewesen, sagt Alicja Duliba, Leiterin der Kita Wirbelwind, auf Anfrage unserer Redaktion. Alle Kinder hätten von den Lieferungen – Milch, Kakao oder auch Joghurt – täglich profitiert. „Das war eine tolle Möglichkeit auch Kinder zu unterstützen, die zu Hause vielleicht nicht so ein Angebot bekommen“, sagt die Kita-Leiterin.

Das war eine tolle Möglichkeit auch Kinder zu unterstützen, die zu Hause vielleicht nicht so ein Angebot bekommen.
Kita-Leiterin Alicja Duliba

Dass es nun nicht mehr mit der täglichen Lieferung von Milch und Joghurt klappt, bedauert auch Sina Verhülsdonk, Leiterin der Awo-Kita Altes Rathaus: „Wir fanden das als Unterstützung für das Thema Gesunde Ernährung in unserer Kita unheimlich wichtig“, sagt Verhülsdonk. „Da geht jetzt viel verloren.“ Trotz aller Bemühungen habe sich einfach kein Anbieter gefunden, der die gewünschten Milchprodukte in Kamp-Lintfort ausliefern konnte.

Programm: „Kinder sollen lernen, sich gesund zu ernähren“

Die SPD, so Schneider, verfolge das Ziel einer kostenfreien, schmackhaften und kindgerechten Verpflegung an allen Kitas und Schulen in Nordrhein-Westfalen. „Dabei orientieren wir uns an den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung: mehrere Portionen Obst und Gemüse pro Tag und täglicher Verzehr von Milchprodukten“, sagt Schneider. Kinder an eine gesunde Ernährung heranzuführen, sei auch der Ansatz des Schulprogramms der Europäischen Union, aus dem die Fördermittel stammen. Kinder sollten lernen, sich gesund zu ernähren.

Für die Kita Wirbelwind war das Programm eine „sinnvolle Förderung“.
Für die Kita Wirbelwind war das Programm eine „sinnvolle Förderung“. © FUNKE Foto Services | Niklas Preuten

„Die EU hat hier eine gute Idee. Unsere Aufgabe auf Landesebene ist es, diese zu stärken und auszubauen“, findet Schneider. Von einer zusätzlichen Landesförderung könne aus Schneiders Sicht auch die heimische Landwirtschaft profitieren. „Es wäre eine große Chance, Aufmerksamkeit auf gesunde Ernährung mit hochwertigen, saisonalen und regionalen Produkten aus landwirtschaftlicher Erzeugung zu richten, indem das Programm für Schulmilch und -verpflegung mit Obst und Gemüse aus heimischem Anbau aufstockt wird“, so Schneider.

SPD-Landtagsabgeordneter René Schneider: Land soll mithelfen

Offenbar hatten nicht nur die Kamp-Lintforter Kitas mehr Bedarf, als letztlich bewilligt wurde: Wie aus der Antwort der Landesregierung hervorgeht, hatten sich im laufenden Schuljahr 2023/2024 landesweit 1.605 Kitas und Schulen um die Teilnahme am Milchprogramm beworben, aber gerade einmal für 703 reichen die Mittel. Im Programmteil Obst und Gemüse sieht es landesweit ähnlich aus. 1.434 Grund- und Förderschulen wollten teilnehmen; nur 872 erhielten eine Teilnahmeberechtigung. „Auch hier zeigt sich, dass das Land mithelfen sollte“, so Schneider.