Miami. Entgegen aller Erwartungen spielt Lionel Messi in Zukunft für Inter Miami. Die USA stehen Kopf, in Barcelona herrscht Enttäuschung.

Lionel Messi lud sich einfach selbst ein. 2018, Messi stand noch in Diensten des FC Barcelona, schickte der Argentinier eine Grußbotschaft an David Beckham. Er wollte dem Engländer gratulieren, zur Gründung eines Fußballklubs in Miami, und sagte zum Ende schmunzelnd: „Wer weiß, vielleicht rufst du mich dann eines Tages an“. Fünf Jahre später ist klar, dass Beckham dieser Steilvorlage nachgekommen ist.

Noch seien „ein paar Dinge zu regeln“, wie Messi am Mittwoch betonte, „es ist noch nicht zu 100 Prozent geklärt, aber wir haben uns für diesen Pfad entschieden“. Ein Pfad, der den siebenmaligen Weltfußballer entgegen aller Erwartungen nicht nach Barcelona oder Saudi-Arabien führt, sondern nach Florida. Zu Inter Miami, dem Klub von Miteigentümer Beckham.

In den USA sorgte das für einen Sturm der Begeisterung. „Eines Tages wirst du vielleicht deinen Enkel erzählen können, dass du Messi live gesehen hast“, schrieb ESPN und jubelte, Messis Ankunft werde „die MLS zum Mond oder sogar darüber hinaus bringen“. Drei Jahre vor der WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko soll Messi der ohnehin wachsenden Fußballbeliebtheit in Nordamerika einen neuen Schub verleihen.

Barcelona-Trainer Xavi reagiert verständnisvoll

Einen ähnlichen Euphorie-Booster hatten sie sich auch in Barcelona erhofft. Unbedingt wollte man den „verlorenen Sohn“ nach dessen tränenreichem Abgang 2021 zurück nach Hause holen. Trainer Xavi reagierte am Donnerstag mit Verständnis auf Messis Entscheidung. „Leo zu sein, kann nicht einfach sein“, sagte der Spanier.

Miteigentürmer von Inter Miami: David Beckham.
Miteigentürmer von Inter Miami: David Beckham. © dpa | dpa

In Barcelona wäre der Druck auf Messi schließlich direkt wieder bei „10 von 10“ gewesen, so Xavi, „das wollte er nicht mehr“. Aus der von Barca am Mittwoch veröffentlichten Stellungnahme sprach dennoch auch ein wenig Frust. Präsident Joan Laporta habe Messis Entscheidungen ebenfalls „verstanden und respektiert“, hieß es, „in einer Liga mit geringeren Anforderungen anzutreten, weiter weg vom Rampenlicht.“

Messi will jetzt „Fußball auf eine andere Art leben“

Tatsächlich ist Miami in der MLS derzeit Tabellenletzter der Eastern Conference. Doch Messi machte am Mittwoch keinen großen Hehl daraus, dass es ihm nicht mehr nur um Titel und Trophäen gehe. Es sei an der Zeit, „Fußball auf eine andere Art zu leben und meinen Alltag mehr zu genießen“, betonte er.

Die Familie mit seiner Ehefrau Antonella und den drei Söhnen solle wieder mehr in den Mittelpunkt rücken, anders als zuletzt in Paris. Während seines zweijährigen Intermezzos in Frankreich sei er „nicht glücklich“ gewesen, verriet Messi. Er habe „viel verpasst von dem“, was seine Kinder erlebt haben. In Miami, wo die Familie bereits ein Haus besitzt, soll sich das wieder ändern.

Dafür schlug Messi wohl auch bessere Offerten aus. „Wenn es eine Frage des Geldes gewesen wäre“, sagte er, „wäre ich nach Saudi-Arabien oder woanders hingegangen“. Aber auch in Florida wird es Messi dem Vernehmen nach finanziell gut gehen: Insgesamt 200 Millionen Euro soll er dort in vier Jahren verdienen. (sid)