Mülheim. Die Eltern haben Arbeit, doch ihr Verdienst liegt unter dem Existenzminimum. Dabei sollen es ihre drei Kinder gut haben. Wie unsere Leser helfen.

Beide gehen sie arbeiten, sie in einem Pflegeheim, er putzt in einer Mülheimer Schule. Mit Mühe bringt das Ehepaar so gerade genug zusammen, um die drei Kinder zu ernähren. Als die Mutter krank wird, über Monate nicht arbeiten kann, ins Krankengeld rutscht und dann auch noch ein Verrechnungsfehler kostspielige Konsequenzen hat, wird es eng für die Familie. Hier wollen wir mit unserer Benefiz-Aktion Jolanthe Unterstützung leisten.

Sie als Eltern stecken oftmals zurück, geben alles für ihre Kinder, auch den sprichwörtlichen letzten Cent – das wird im Gespräch mit Banjoko Madi mehr als einmal deutlich. Seine Frau pflegt alte Menschen in einem Heim, hat dort eine Vollzeitstelle. Er ist für die Reinigung einer Mülheimer Schule zuständig, arbeitet 35 Stunden in der Woche, erzählt der 59-Jährige – mehr Wochenstunden würden ihm nicht zugeteilt. Gerade so hatte die Familie damit ein spärliches Auskommen.

Geflüchteter in Mülheim lebt am Existenzminimum, will aber keine Sozialleistungen

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„Und trotzdem lagen sie rund 600 Euro unter dem Existenzminimum“, erklärt Gabi Spitmann, Beraterin im Mülheimer Arbeitslosenzentrum (Malz), die die Familie seit Jahren begleitet. Die Beraterin weiß auch: „Herr Madi und seine Frau wollen keine öffentlichen Leistungen beantragen, sie wollen es alleine schaffen.“

Wie kann das gelingen mit drei Kindern? Banjoko Madi zuckt mit den Schultern. Wenn Geld da sei, kaufe er in größeren Mengen ein, etwa getrocknetes Gemüse in einem afrikanischen Shop. „Das hält länger, damit kommen wir eine Zeit lang aus.“ Der Mann mit den strahlenden Augen, der oft lächelt, heißt eigentlich anders, will aus Sorge vor möglicher Benachteiligung seiner Kinder nicht erkannt werden. Er will keinen Ärger, will in Ruhe sein Leben leben – auch das ein Grund, warum er sich auf Kämpfe um Geld mit den Behörden, wie er es nennt, nicht mehr einlassen will. Zermürbt wirkt der beinahe 60-Jährige, wenn er das sagt.

Er stammt aus dem Kongo, ist vor mehr als 20 Jahren zusammen mit seiner Frau aus dem Land geflüchtet. Zu bedrohlich wurde die Situation für ihn, weil er in seiner Heimat politisch aktiv war. Dort, in seinem Heimatland, regierten Hass, Gewalt und Diktatur, schließlich tobten erbitterte Bürgerkriege. Keinerlei Perspektive habe er dort gesehen, sondern nur noch größte Gefahr. Mehr will Banjoko Madi nicht erzählen über die schreckliche Zeit – bei den Erinnerungen verfinstern sich seine ansonsten so freundlich blickenden Augen.

Hohe Ausgaben für Privatschule – einen echten Abschluss hat die Tochter dadurch nicht

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Sein Weg führte ihn über Köln, Düsseldorf und Duisburg nach Mülheim, wo er mit seiner Familie in Heißen in einer 90-Quadratmeter-Wohnung lebt. Der jüngste Sohn, 15 Jahre alt, besucht die Realschule Stadtmitte, die beiden älteren – die Tochter, 23 Jahre alt, und der Sohn, 25 Jahre alt, sind derzeit ohne Beschäftigung, leben noch bei den Eltern. Beiden fehlt eine Berufsausbildung, sie schreiben Bewerbungen – bislang ohne Erfolg.

Die Tochter hat eine Privatschule besucht, in der Hoffnung, so Sekretärin zu werden. 500 Euro haben ihre Eltern über zwei Jahre jeden Monat dafür bezahlen müssen. Einen echten Abschluss hat sie damit nicht. „Das Zertifikat ist leider nur ein wertloses Stück Papier“, ordnet Malz-Beraterin Spitmann ein, denn die „Privatschule“, von der die Madis glaubten, dass ihre Tochter studiere, wie sie es formulierten, erwies sich als Fortbildungsträger, der lediglich Vorbereitungskurse für eine Ausbildung im Büro-Bereich anbietet.

Keines der drei Kinder der Mülheimer Familie hat eine abgeschlossene Ausbildung

Gabi Spitmann, Beraterin im Mülheimer Arbeitslosenzentrum (Malz).
Gabi Spitmann, Beraterin im Mülheimer Arbeitslosenzentrum (Malz). © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Von einer abgeschlossenen Ausbildung ist die mittlerweile 23-Jährige also genauso weit entfernt wie nach ihrem Realschulabschluss. „Sie hat zwei Jahre verloren“, sagt Spitmann und schätzt: „Das wirft sie jetzt bei Bewerbungen zurück.“

Die Malz-Beraterin vermutet, dass die Eltern die Tragweite der Entscheidung, ihre Tochter auf das private – kostenpflichtige – Institut zu schicken, nicht überblicken konnten: „Sie kennen sich aufgrund ihrer eigenen Biografie nicht mit unserem Bildungssystem aus. Ausbildung, wie sie in Deutschland funktioniert, gibt es so kaum woanders. Da kann ein Hochglanz-Prospekt mit Fotos von akademischen Absolventenkappen verheißungsvoll wirken.“ Malz-Beraterin Spitmann erzählt, dass auch schon andere ihrer Klienten solchen Versprechungen auf den Leim gegangen sind – wo sie doch nur das Beste für ihre Kinder wollten.

Der älteste Sohn von Banjoko Madi habe bislang verschiedene Jobs gemacht – auch seine Bewerbungen für eine feste Anstellung liefen ins Leere, sagt der Vater. Wie es für seine Kinder, die es besser haben sollten als er, weitergehen kann? Banjoko Madi weiß es nicht. Klar ist für ihn als Familienoberhaupt nur: Solange sie noch nicht auf eigenen Beinen stehen können, unterstützt er sie, spart sich zur Not etwas vom Mund ab.

Benefiz-Aktion Jolanthe: Unterstützung für Familie, die 700 Euro zurückzahlen muss

Als seine Frau, bedingt durch eine Verletzung, über sieben Monate im Job ausfällt und die Familie nur noch mit dem Krankengeld, das nur 70 Prozent des Einkommens entspricht, rechnen kann, kommen die Madis kaum noch über die Runden. Auch jetzt, nach ihrem Wiedereinstieg, kann die Pflegerin aufgrund ihrer Blessur noch nicht wieder voll arbeiten.

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Und zu allem Überfluss flattert dann auch noch eine Lohnrückforderung des Arbeitgebers der Mutter ins Haus, weil statt des reduzierten Krankengeldes zu lange das normale Gehalt gezahlt wurde, obwohl die Verletzte schon krankgeschrieben war. 700 Euro werden verlangt – wie er das stemmen soll, ist dem Putzmann ein Rätsel, und er fragte Gabi Spitmann um Rat. „An der Rückzahlung wird die Familie leider nicht vorbeikommen. Wir haben bei der Firma jetzt angefragt, ob das Geld in Raten gezahlt werden kann.“

Hier soll Jolanthe helfen: Mit unserer Benefiz-Aktion, die dieses Mal Klienten unterstützt, die beim Malz in der Beratung sind, und für die Mülheimerinnen und Mülheimer großzügig gespendet haben, wollen wir der Familie finanziell unter die Arme greifen: Aus den Spendengeldern soll ein Teil der Rückzahlungs-forderung gedeckt werden – damit Banjoko Madi von einer Sorge befreit ist.

Kontakt zum Mülheimer Arbeitslosenzentrum, Friedrichstraße 24, 0208/325 21.